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Die Neuordnung des Sonnensystems

Nun ist es amtlich: Unser Sonnensystem besteht nur aus acht Planeten. Pluto musste endgültig seinen Planetenstatus abgeben. Bei den meisten Astronomen galt er ohnehin als Hochstapler.

Acht Planeten

Bei der Hauptversammlung der Internationalen Astronomischen Union im Jahre 2006 in Prag wurde eine dringend nötig gewordene Neuorganisation unseres Sonnensystems durchgeführt. Anfangs sah es danach aus, als ob unser Sonnensystem mit einem Schlag auf 12 Planeten erweitert werden würde. Eine Kommission hatte einen Entwurf zur Neudefinition von Planeten ausgearbeitet, welcher schon am ersten Tag der Konferenz veröffentlicht wurde.

Um überhaupt das Problem verstehen zu können, möchte ich noch einmal kurz den Aufbau unseres Sonnensystems repetieren. Unser Planetensystem zerfällt in vier Teile. Das innere Sonnensystem (Steinplaneten): Merkur, Venus, Erde und Mars bilden das innere Sonnensystem. Dann kommt die Trennlinie des Planetoidengürtels, welcher aus unzähligen Asteroiden besteht. Das äußere Sonnensystem besteht aus den vier Gasriesen: Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun.

Der Planetoidengürtel entstand, weil der Gravitationssog der Gasriesen die Entstehung eines weiteren Planeten verhinderte. Hinter Neptun beginnt der unermesslich breite Kuipergürtel. Hier tummeln sich tausende Objekte, die oft die Größe von Kleinplaneten haben. Die Objekte aus dem Kuipergürtel haben ein gemeinsames Merkmal: einen Steinkern, der von einem dicken Eispanzer umgeben ist.

Als der Amerikaner Clyde Tombough [tombo] ein Objekt entdeckte, war man sicher, dass er den neunten Planeten in unserem Sonnensystem entdeckt hatte. Allerdings hatten die Astronomen von Anfang an keine rechte Freude an diesem Himmelsobjekt, denn es brachte die Ordnung des Planetensystems durcheinander. Pluto hätte von seiner Größe zu den inneren Steinplaneten gepasst. Außerdem zeigte sich, dass er die Ekliptik verließ. Man vermutete schon lange, dass er überhaupt kein Planet, sondern ein großes Kuiperobjekt ist. Mittlerweile weiß man, dass Pluto einen Begleiter hat, Charon. Beide Objekte umkreisen einen gemeinsamen Schwerpunkt. Astronomen sprechen von einer "Hantelrotation". Auch Charon besitzt einen Steinkern und einen dicken Eispanzer. Damit passen beide in ihrem Aufbau zu den Kuiperobjekten. Hätte man nun Pluto seinen Status als Planeten gelassen, hätte dies dramatische Konsequenzen gehabt, denn alle neu entdeckten Kuiperobjekte wären automatisch Planeten geworden. In den kommenden Jahren wäre ihre Anzahl ins Unermessliche gewachsen. Die IAU hat somit die beste aller möglichen Entscheidungen getroffen.

2010 © Alexander von Behaim Schwartzbach