Archiv

Die Kugelgestalt und Rotation der Erde

Schon um 525 v.u.Z. schlossen die Pythagoräer begründet durch philosophische Überlegungen, dass die Erde (Bild:NASA) eine Kugel sein müsse. Eine Kugel, so logelten sie, sei der Vollkommenste aller Körper. Na ja! Doch die alte Vorstellung, dass die Erde eine Scheibe sei, hielt sich allerdings hartnäckig lange und hat sicherlich so manche Entdeckungsfahrt verhindert. Die begreiflich größte Angst der Seefahrer damals war, dass die Erde flach wie ein Teller war, und man in die Tiefe stürzen könnte, wenn man zu nahe an den Rand kam. Doch das war alles nur finsterer Aberglaube.

Die Erdkugel

Erst Aristoteles sammelte zwingende Gründe, dass die Erde wirklich eine Kugel sei. Ihm war aufgefallen, dass jeder, der von Norden nach Süden reist, am Süd-Horizont nie gesehene Sternbilder erblickt, während am Nord-Horizont vertraute Sternbilder untergehen. Bei Schiffen sah man zuerst die Masten aus dem Meer auftauchen. Erst danach tauchte das dazugehörige Schiff auf. Bei einer Mondfinsternis wirft die Erde immer einen kreisrunden Schatten auf die Mondoberfläche, ganz gleich, an welcher Position sich der Mond gerade befindet. Diese Phänomene (Naturereignisse) sind nur möglich, wenn die Erde eine Kugel ist. Das Wissen um die Kugelgestalt der Erde war deswegen in Gelehrtenkreisen längst bekannt.

Die Behauptung, weshalb es die Erde ist, die um ihre eigene Achse rotiert, war viel schwerer zu beweisen. Schon um 350 v.u.Z. argumentierte der Philosoph Heraklides von Pontus, dass es doch viel einfacher sei, wenn sich die Erde drehen würde anstatt das gesamte Himmelsgewölbe. Solche Argumente taugen als wissenschaftliche Beweise nichts und sind daher verpönt. Erst 1851 wurde im Experiment wissenschaftlich nachgewiesen, dass es tatsächlich die Erde ist, die sich dreht. In diesem Jahr hängte der französische Physiker Jean Foucault sein berühmtes Pendel in einer Pariser Kirche, schubste es an und ließ es hin und her schwingen. Die linearen Pendelbewegungen gingen nach einiger Zeit in Kreisbewegungen über. Die Rotation der Erde war nun experimentell bewiesen. Dieses Phänomen ist Physikern unter dem Namen Coriolis-Kraft bekannt, eine Kraft, die auch Winde in eine Richtung zwingt.

Wissen kompakt

Von der Kugelgestalt der Erde

  • Um 525 v.u.Z. schlossen die Pythagoräer begründet durch philosophische Überlegungen, dass die Erde eine Kugel sein müsse. Für sie war eine Kugel der Vollkommenste aller Körper.
  • Im Mittelalter glaubte man im Abendland noch, dass die Erde eine Scheibe sei. Die Schiffe drohten herunterzufallen, wenn sie dem Erdrand zu nahe kämen.
  • Erst Aristoteles sammelte zwingende Gründe, dass die Erde wirklich eine Kugel sei. Reist man nach Süden, tauchen neue Sternbilder auf. Im Norden gehen vertraute Sternbilder unter.
  • Von Schiffen, die sich nähern, sieht man zuerst die Masten, wie sie aus dem Meer auftauchen.
  • Bei einer Mondfinsternis wirft die Erde immer einen kreisrunden Schatten, egal an welcher Position sich der Mond gerade befindet. Alle diese Beobachtungen ließen nur den Schluss zu, dass die Erde eine Kugel ist. In Gelehrtenkreisen war die Kugelgestalt der Erde längst bekannt

Die Rotation der Erde

  • Die Rotation der Erde war schwieriger zu beweisen. Um 350 v.u.Z. erklärte der Philosoph Heraklides von Pontus, dass es doch viel einfacher sei, dass sich die Erde drehe, als das gesamte Himmelsgewölbe.
  • 1543 behauptete Kopernikus, dass die Erde sich drehte. Da er dies nicht experimentell beweisen konnte, blieb es nur eine Behauptung.
  • 1661 versuchte Viviani zum ersten Mal, die Rotation der Erde durch einen Pendelversuch nachzuweisen.
  • Beim Foucoult Pendel dreht sich die Pendelebene ein mal in 24 Stunden.
  • 1851 wies Jean Foucault in einem Experiment nach, dass sich tatsächlich die Erde drehte und nicht das Universum. Dieses Experiment führte er zum ersten Mal 1850 in der Pariser Sternwarte durch. 1851 wiederholte er das Experiment im Pariser Pantheon. Dieser Versuch ging in die Analen der Wissenschaftsgeschichte ein. Nun galt es als bewiesen, dass die Erde um ihre eigene Achse rotierte.

2010 © Alexander von Behaim-Schwartzbach