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Das geozentrische Weltbild der Griechen

Das geozentrische Weltbild der Griechen Pythagoras, der ein halbes Jahrtausend vor Christus lebte, war der erste griechische Naturphilosoph, der eine Kugelgestalt der Erde vermutete. Er glaubte noch daran, dass die Erde den Mittelpunkt des Universums bilde und dass alle Himmelsobjekte sie in unsichtbaren Kristallsphären umkreisten. Er wies der Sonne, dem Mond, Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn folgerichtig je eine eigene Sphäre zu.

Was liegt hinter der Himmelssphäre?

Als das Fernrohr noch nicht erfunden war, kannte man als äußersten der Planeten nur Saturn. Die dahinter liegenden Planeten konnte man mit bloßem Auge nicht mehr erkennen, da sie zu lichtschwach sind. Dem Eudoxos von Knidos, einem Schüler Platons, waren die sieben angenommenen Kugelschalen noch zu wenig. Er erhöhte daher ihre Zahl auf 26. Seinem Schüler Kallippos war selbst das noch nicht genug. Er besserte auf stolze 34 nach. Aristoteles erhöhte darauf ihre Anzahl auf 54. Erst Hipparch reduzierte radikal die Inflation der Kristallsphären wieder auf sieben und beschränkte sie auf Sonne, Mond, Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn. Da diese Anzahl Sinn zu machen schien, überlebte dieses Weltbild viele Jahrhunderte. Allerdings fügt er noch einige kleinere Sphären hinzu, die sogenannten Epizyklen.

Die retrograde (rückläufige) Bewegung der Planeten war den Astronomen über viele Jahrhunderte ein schier unlösbares Problem. Man half sich daher mit der fälschlichen Annahme, dass die Planeten von Zeit zu Zeit ihre Bahnen verlassen und zu kreisen beginnen. Dafür benötigte man jene sogenannten Epizyklen. Die großen Kreise, auf denen sich die Planeten bewegen, heißen Deferenten. Sie drehen sich alle um ein gemeinsam Zentrum. Das komplizierte und unsinnige Weltmodell war voller Ungereimtheiten, doch niemand wagte eine andere Erklärung aus Furcht vor die Heilige Inquisition zitiert zu werden, was in der Regel betrüblich endete.

Der Kirchenmann Kopernikus war der erste Gelehrte, der es wagte, zu behaupten, dass die Kreisbewegung der Planeten am Himmel nur eine optische Täuschung sei. Da die Planeten die Sonne in unterschiedlichen Bahnen umlaufen, überholt die Erde jedes Jahr einmal einen ferneren Planeten. Man kann sich das mit verschiedenen Laufspuren auf einem Sportplatz vorstellen. Wird ein Planet, der sich auf einer Außenspur befindet, von der schnelleren Erde überholt, scheint er, nach dem er überholt wurde, rückwärts zu laufen. Wir kennen dies von der Eisenbahn. Wenn ein langsamerer Zug überholt wird, scheint er nun plötzlich rückwärts zu fahren. Tatsächlich aber läuft er, wie der eigene Zug, in die gleiche Richtung.

Wissen kompakt

  • Thales (624-546 v.u.Z.): Gilt als der erste griechische Wissenschaftler. Allerdings glaubte er noch, dass die Erde eine Scheibe sei und die Landmassen eine Insel im unendlichen Meer.
  • Anaximander (610-547 v.u.Z.): Schüler von Thales. Er hielt die Erde für eine zylindrische Säule, die von einer Sternenkugel umgeben ist. Die Vorstellung, die Erde sei ein Zylinder, hatte damals viele Anhänger.
  • Schleifenbahn der Planeten: Wenn man jeden Tag die Stellung der Planeten verfolgt, bemerkt man, dass sie irgendwann beginnen sich am Himmel rückwärts zu bewegen. Als die alten Griechen das bemerkten, rückten sie von ihrer Vorstellung ab, es gäbe für alle Planeten nur eine Sphäre, sondern sie vermuteten, dass jeder Planet eine eigene Sphäre besitze.
  • Pythagoras (um 570-497 v.u.Z.): Er war der erste, der eine Kugelgestalt für die Erde annahm. Er fügte eigene Sphären für Sonne, Mond und die übrigen Planeten hinzu. Da in der Vorteleskop-Astronomie die Planeten nur bis zum Saturn bekannt waren, bestand das geozentrische Weltbild nur aus 6 Sphären.
  • Hipparch (um 190-120 v.u.Z): Er reduzierte die vielen Himmelsphären um die Erde. Er beschränkte sie auf sieben: Sonne, Mond, Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn. Er fügte kleinere, sogenannte Epikzyklen hinzu, auf denen die Planeten ihre Schleifen ziehen konnten. Die Epikzyklen dienten dazu, die unerklärliche Rückwärtsbewegung der Planeten zu erklären.

2010 © Alexander von Behaim Schwartzbach