Archiv
Fujinon 7x50 FMT-SX
7,5° Blickfeld eröffnen ein grandioses Himmelspanorama: Die Gürtelsterne des Orion und das Schwert sind vollständig und übersichtlich im Bild.
M42 - ein Standardobjekt
Die Hyaden: Sie füllen gerade das Gesichtsfeld dieses Glases aus. Aldebaran strahlt in tiefem orangefarbenem Licht. Der Comahaufen Mel 111 ist ebenfalls ein typisches Objekt für dieses Glas. Im Fuhrmann sind die drei offenen Sternhaufen M36, M37 und M38 bequem mit einem Blick zu erfassen. Praesepe M44 im Krebs ist ebenfalls ein großflächiges Objekt. Zum Vergleich wurde ein Zeiss 10x50 Weitwinkel Fernglas mit einem Blickfeld von 7° verwendet, aber die höhere Vergrößerung läßt die Objekte zitteriger erscheinen. In diesem Sinne ist das Fujinon 7x50 ein ruhiges Instrument, wodurch der Beobachtungsgenuss erheblich gesteigert wird. Die große Austrittspupille von 7mm und der große Pupillenabstand haben ein angenehmes Einblickverhalten zur Folge: Man überschaut immer das gesamte Gesichtsfeld, ohne oder mit Brille. Im letzteren Fall kann es sinnvoll sein die Gummikappen herunterzuklappen, um den Abstand der Optik zum Auge anzupassen.
Ein Testobjekt - der Rosettennebel im Einhorn
Die Lichtstärke des Gerätes ist überwältigend: Der Rosettennebel in der Umgebung des offenen Sternhaufens NGC 2244 war auf Anhieb erkennbar und zwar ohne Nebelfilter. Das liegt hauptsächlich an der Kombination von Lichtstärke, geringer Vergrößerung und der Transparenz dieses hochvergüteten Glases. Im Zeiss 10x50 Feldstecher war dieser Nebel nur noch mit Phantasie zu erkennen, was vor allem der höheren Vergrößerung liegt. Die beiden Nebelfilter von Fujinon erhöhten den Kontrast nur geringfügig und brachten eigentlich nicht so viel, wie man erhofft hatte. Vielleicht ist der Gewinn bei anderen Objekten wie z.B. dem Nordamerikanebel größer. Barnards Loop war übrigens nicht zu finden.
Die teuren Nebelfilter erhöhen den Kontrast nur geringfügig
Die Sternhaufen M41 und M35 waren ebenfalls interessante Objekte für den Feldstecher. Zauberhaft waren auch NGC 2423, M46 und M47 im Schiff Argo vor ihrem Sternenhintergrund zu sehen h und Chi - die beiden offenen Sternhaufen im Perseus - waren zwar gut zu erkennen, wirkten aber bei der geringen Vergrößerung ziemlich unscheinbar. Die Jupitermonde sind zu erkennen, erfordern aber ein Aufstützen mit den Armen, um das Bild ruhiger werden zu lassen. Zu sehen waren auch M51 die Whirlpool-Galaxie als schwaches Nebelfleckchen unterhalb der Deichsel des großen Wagens und der ein oder andere Spiralnebel in den Jagdhunden, z.B. M94. Die Andromedagalaxis M31 präsentierte sich in dem großen Gesichtsfeld als langgestreckter schmaler Nebel, was einen ganz eigentümlichen Reiz hatte. Mit 3° x 1° Ausdehnung ist die Galaxis in anderen Instrumenten entweder formatfüllend oder nur teilweise sichtbar. Mit dem 7x50 erfasst man vor dem stellaren Hintergrund die eigentlichen Proportionen unserer Nachbargalaxie.
Gewöhnungsbedürftig: Die Einstellung der Schärfe
Ein Nachteil des Gerätes ist die separate Scharfeinstellung beider Okulare. Das Fernglas hat keine Mittelachse zum Scharfstellen wie man das sonst gewohnt ist, sondern erfordert eine etwas trickreiche Handhabung bei der Scharfstellung: Erstaunlicherweise liegt das Glas dennoch gut und sicher in der Hand, weil man sich mit den kleinen Fingern an den Kanten der Porroprismen festhalten kann. Bei einer astronomischen Vorführung, wo das Glas alle 5 Minuten den Beobachter wechselt ist diese Manipulation allerdings ziemlich umständlich und auch nicht empfehlenswert. Man muß dann jedem die ungewöhnliche Handhabung erklären und es kommt auch nicht jeder auf Anhieb damit zurecht. Wenn man eine Brille benötigt, um nicht nur Kurz/Fernsichtigkeit zu korrigieren, sondern auch Astigmatismus, möchte man mal mit und mal ohne Brille beobachten. Auch in diesem Fall stellt man (für sich selbst) die Schärfe ein. (Fairerweise sei gesagt, dass man als "Blindschleiche" ohne Brille natürlich immer an den Okularen einzeln drehen muss, egal, welches Instrument man hat...).
Praktisch: Die umklappbare Augenmuschel
Für den Naturbeobachter am Tage ergibt sich ebenfalls eine häufigere Verstellerei, wenn man im Nah- und Fernbereich beobachten will. Ob der Vogel auf dem Ast so lange wartet, sei dahingestellt. Die Schärfentiefe des Gerätes ist allerdings enorm, so dass man nur wenig nachkorrigieren muss. Wer hauptsächlich im Fernbereich beobachtet - etwa Astronomen und Bootsbesitzer - stellt das Glas einmal ein und braucht dann immer nur hindurchzuschauen. Also, wie auch immer, das war jedenfalls der einzige Nachteil dieses Instruments.
Fazit: Beim Fujinon 7x50 handelt es sich um ein Gerät der Spitzenklasse. Es ist das Glas, dass man Neueinsteigern in die Astronomie als erste Anschaffung empfehlen kann (noch vor dem Kauf eines Teleskops!). Mit diesem Instrument kann man jedes (!) Anfängerobjekt leicht finden und identifizieren. Wer damit anfängt, wird diesen Kauf nie bereuen und hat genau den richtigen Zugang zur Amateurastronomie. Spaß ist garantiert! Die geringe Vergrößerung macht das Fernglas zu einem "ruhigen" Instrument, das weite Gesichtsfeld ermöglicht ein leichtes Finden, die hohe Lichtstärke eine sichere Identifizierung der Objekte, Austrittspupille und Augenabstand ein "freundliches" Einblickverhalten. Die optische Leistung ist über jeden Zweifel erhaben. Das Instrument ist mit Stickstoff gekapselt und robust. Fortgeschrittenen Beobachtern kann man dieses Glas ebenfalls empfehlen, vor allem wegen der Möglichkeiten großflächige Objekte (Hyaden, Milchstraßenwolken) und Gasnebel (Rosettennebel, Nordamerikanebel usw.) mit Genuss zu beobachten. Es ist einfach auch reizvoll, mehrere Objekte gleichzeitig in dem großen Gesichtsfeld von 7,5° zu sehen (z.B. die drei "Fuhrmänner"). Der Preis für so viel Leistung ist durchaus akzeptabel und man wird nur schwer eine Alternative finden, wenn es überhaupt eine gibt.
© 2014 Dr. Heinz J. Beister