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Das Kambrium

Südamerika, Afrika, Australien, Antarktis und Indien bildeten damals im Süden noch den Superkontinent Gondwana, eine zusammenhängende Landmasse von gewaltigen Ausmaßen, während im Norden die Urkontinente Laurentia, Baltica und Sibiria lagen. Mitteleuropa lag damals noch am Südpol. Das Kambrium war geologisch eine ruhige Zeit.

Das Leben legte erst im Kambrium so richtig los. Im Präkambrium hatten sich Einzeller zu Vielzellern entwickelt. Bis die Organismen groß genug waren, dass sie sichtbar wurden, waren bereits 21 Stunden in unserer 24-Stunden-Chronologie vergangen. Die ältesten bekannten Versteinerungen stammen aus dem Kambrium. Das Leben fand damals nur im Meer statt. Daher finden sich nur versteinerte marine Lebensformen. Die Lebensbedingungen im Ozean waren ideal. Das Leben entwickelte sich plötzlich sprunghaft und sehr artenreich. Man spricht daher aus gutem Grund von einer "Kambrischen Explosion" des Lebens.

Die Ozeane waren in der Tat eine gute Wohnstätte. Die Umweltbedingungen sind im Meer viel stabiler als an Land, denn die Temperaturen änderten sich kaum. Im Meer sinken sie nie unter 0° ab. Selbst bei Stürmen bleiben die unteren Wasserschichten ruhig. Doch wie kam es damals zu dieser Artenvielfalt? Alle Nischen im Ökosystem waren damals noch unbesetzt. Der Besitz einer Nische im Ökosystem sichert das eigene Überleben. Eine besetzte Nische bietet einem Organismus Nahrung und Schutz vor Fressfeinden. Dadurch bekommt das Lebewesen einen entscheidenden Überlebensvorteil. Es hat gleichsam eine neue Nische im Ökosystem besetzt und erhöht damit die Überlebenschance für die eigene Art. Das ist die eigentliche Triebfeder der Evolution. Organismen, denen es nicht gelingt, eine Nische zu erringen, werden aussterben.

(Bildnachweis: Senckenberg Museum Frankfurt/Main)

 

Wissen kompakt

  • Der Name Kambrium ist vom römischen Namen Cambria für Nordwales abgeleitet. 1833 beschrieb der Theologe und Geologe Adam Sedgewick die damals bekannte unterste fossilführende Gesteinsschicht.
  • Eine Weltkarte des Kambriums hat völlig anders ausgesehen als eine heutige Weltkarte. Diese Karte zeigt die Erde vor ca. 510 Mio. Jahren. Der Superkontinent Gondwana hat sich gerade gebildet und liegt noch in der Nähe des Südpols.

Weltkarte

  • Dar Kambrium war eine geologisch ruhige Zeit. Als die Organismen groß genug waren, dass man die Fossilien mit bloßem Auge sehen konnte, waren auf einer Uhr, die die Geschichte der Erde auf 24 Stunden komprimiert, bereits schon 21 Stunden vergangen. Im Kambrium begann das Leben sich richtig zu entwickeln. Man spricht daher gerne von der kambrischen Explosion des Lebens.
  • Das Leben konnte sich im Kambrium deshalb so artenreich entwickeln, weil noch alle ökologischen Nischen unbesetzt waren. Eine freie ökologische Nische ermöglicht das Überleben. Eine ökologische Nische ist keine Ortsangabe, sondern beschreibt die spezifische Beziehung einer Art mit ihrer Umwelt. Organismen, denen es nicht gelingt, eine ökologische Nische zu erringen, sterben aus.

© 2010 Alexander von Behaim Schwartzbach