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Die Entdeckung der Saurier

Dr. Gideon Algernon Mantell war Arzt in Südengland. Wie seine Frau Mary Ann Woodhouse Mantell, war er ein leidenschaftlicher Fossiliensammler. Als Landarzt musste er auch häufig zu den entlegensten Dörfer reisen. Deshalb nahm er oft seine Frau mit. Einmal besuchte er einen Patienten in Sussex. Während er seine Patienten behandelte, ging seine Frau auf einen kleinen Spaziergang. An einer Straße, die gerade ausgebessert wurde, lagen einige unverbrauchte Steine am Wegesrand. Ein Steinbrocken erregte ihre Aufmerksamkeit, denn er enthielt einen fossilen Zahn. Sie nahm den Stein mit und zeigte ihn ihrem Mann. Er erkannte sofort, dass dieser Zahn ursprünglich einem Pflanzenfresser gehört hatte. Das Gestein, in dem er steckte, war auch schon sehr alt.

Mantell

Der Zahn machte Dr. Mantell einige Schwierigkeiten, denn er ließ sich keinem noch lebenden Säugetier zuordnen. Mantell war ratlos. Er wandte sich an den bekannten Paläontologen Cuvier, der den Zahn aber fälschlich einem Nashorn zuordnete. Da Mantell nicht daran glaubte, dass der Zahn einem Rhinozeros gehört haben sollte, ging er ins Hunterian Museum in London, um den Zahn mit den ausgestellten Fossilien zu vergleichen. Rein zufällig lernte er dort einen jungen Wissenschaftler kennen, der sich mit südamerikanischen Leguanen beschäftigte. Dem jungen Mann fiel sofort die Ähnlichkeit zwischen dem fossilen Zahn und Zähnen von heute lebenden Leguanen auf. (Auch Leguane sind Pflanzenfresser.)

Da der Zahn einen Umfang von 50 cm hatte, war sich Dr. Mantell sicher, dass das Reptil eine Körpergröße von mindestens 18 Metern gehabt haben musste. Sein früherer Besitzer ist ein riesiges pflanzenfressendes Reptil gewesen. Mantell nannte seinen Fund "Zahn des Leguan", was auf lateinisch Iguanadon heißt.

Das Horn gehört nicht auf die Nase

1853 fand eine etwas bizarre Silvesterparty statt, zu der Professor Owen geladen hatte. Sie fand im Skelett eines Iguanadons statt. Es muss eine recht vergnügte Party gewesen sein, denn die Wissenschaftler sangen aus vollem Hals ein Lied, das der Geologe Edward Forbes eigens für dieses Fest komponiert hatte: "The jolly old beast is not deceased. There is life in him again."

Damals wurden die gefundenen Knochen noch völlig falsch zusammengesetzt. Den spitzen Dorn aus Horn, den man immer bei Iguanadonskeletten fand, setzte man, wie bei einem Nashorn, mitten ins Gesicht. Man wusste es einfach nicht besser. Erst als man 1878 in einem Kohleschacht in Belgien ein gut erhaltenes Iguanadonskelett fand, sah man, dass das Horn wie zwei spitze Daumen aus den Pranken ragten. Auch war das Tier hoch aufgerichtet und sah eben nicht aus wie ein vierbeiniges Säugetier mit einem spitzen Horn auf der Nase.

 

Wissen kompakt

  • Mary Ann Woodhouse-Mantell fand in einem Steinhaufen am Straßenrand einen Stein mit einem eingeschlossenen fossilierten Zahn. Ihr Mann , der Landarzt Dr. Gideon Algernon Mantell, war ebenfalls ein leidenschaftlicher Fossiliensammler. An den Malzähnen erkannte er, dass der Zahn ursprünglich einem Pflanzenfresser gehört haben musste.
  • Der bekannte Paläontologe Cuvier ordnete den Zahn einem Nashorn zu. Mantell zweifelte an dieser Auskunft. Er ging ins Hunterian Museum (London) und lernte dort zufällig einen Spezialisten für Südamerikanische Leguane kennen, dem sofort die Ähnlichkeit mit Leguanen auffiel.
  • Der Zahn hatte den gewaltigen Umfang von 50 cm, weswegen Dr. Mantell errechnete, dass das ursprüngliche Tier eine Größe von 18 Metern gehabt haben musste. Mantell nannte seinen Fund folgerichtig "Zahn des Leguan", was auf lateinisch Iguanadon heißt. Da man noch keine Ahnung hatte, wie das Tier ursprünglich ausgesehen haben könnte, kam ein eigenartiges Fabelwesen heraus, das nicht die geringste Ähnlichkeit mit einem Iguanadon hatte.
  • Erst als man in der belgischen Kohlemine Berniussart ein gut erhaltenes Skelett eines Iguanadons fand, erkannte man, wie dieses Tier früher einmal ausgesehen hatte.

© Alexander von Behaim Schwartzbach