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Die Entstehung des Nördlinger Ries

Das Unheil traf Süddeutschland völlig unerwartet. Vom Asteroidengürtel, das ist die Parkbahn für Materie, die bei der Entstehung des Sonnensystems übrig geblieben war löste sich ein gewaltig großer Brocken, von der Größe eines Berges und raste auf die Sonne zu, um sich in sie zu stürzen. Dabei kreuzte der Asteroid die Erdbahn. Da sich die Erde zufällig im gleichen Moment an dieser Stelle befand, kam es zu einem Zusammenstoß.

Meteoriteneinschlag

Als der Asteroid mit einer Geschwindigkeit von rund 20-50 km/s in die Erdatmosphäre eintrat, wurde er in viele Stücke zerrissen. Am Himmel verglühten die kleineren losgesprengten Teile in einer Feuerkaskade. Es muss damals wie ein gigantisches kosmisches Feuerwerk ausgesehen haben. Zwei riesige Brocken blieben jedoch erhalten und rasten über Westeuropa, verfehlten knapp den Schwarzwald und explodierten kurz darauf beim Aufprall auf die Erde. Süddeutschland erlebte sein Armageddon, das ist der Weltuntergang. Zuerst schlug das kleinere Bruchstück in Steinheim ein und bildete das Steinheimer Becken. Wenige Sekunden später schlug ein 800-1200m großer Meteoritenbrocken in die Schwäbische Alb ein und bildete den Rieskrater. Wissenschaftler errechneten eine Aufschlagsgeschwindigkeit von 20 - 50 km pro Sekunde, wobei eine Energie frei wurde vergleichbar der Sprengkraft von 250.000 Hiroshima-Bomben.

Der Rieskrater hat einen Durchmesser von 25kmAstronomen haben berechnet, dass der Meteor eine Sprengkraft von 250.000 Hiroshimabomben besessen haben musste. Im Umkreis von 100 km wurde alles Leben schlagartig vernichtet. Eine 30.000°C heiße Glutwelle raste mit Überschallgeschwindigkeit über das Land. Durch den Aufprall wurde das herausgeschlagene Material bis ins ferne Mähren geschleudert. Dort finden sich noch heute tropfenförmige Gesteinsperlen im Boden, die auch Tektite genannt werden. Sie entstanden, weil das glutflüssige Gestein abkühlte, als es durch die Luft flog.

Das Ries

Der rasche Tod traf das Land unerwartet. Das Ereignis geschah vor 14,8 Millionen Jahren, im Miozän, dem mittleren Abschnitt des Tertiärs. Damals herrschte hier ein subtropisches Klima. Die Ebenen erinnerten an die Savannen Afrikas. Riesige, längst ausgestorbene Tierarten bevölkerten die Ebenen, wie das giraffenähnliche Aepycamelus , das kuhgroße Monsterschwein Archaotherium, Nashörner, Flusspferde und Krokodile. Bis zur Menschheitsentwicklung sollten aber noch rund 10 Millionen Jahre vergehen.

Wir kennen auf der Erde rund 120 erhaltene Meteoritenkrater. Dies ist ein Beweis dafür, dass wir auf der Erde ständig mit Einschlägen rechnen müssen. Meteoriteneinschläge sind jedoch höchst seltene Ereignisse und finden glücklicherweise in Abständen von vielen Millionen Jahren statt. Eigentlich müsste die Erdoberfläche so zerkratert sein wie der Mond, doch werden die Meteorkrater im Laufe von Millionen Jahren durch die Erosion wieder eingeebnet, so dass sie kaum noch zu erkennen sind.

Wissen kompakt

  • Vor fast 15 Millionen Jahren schlug ein ca. 1 km goßer Asteroid in die Schwäbische Alb ein. Er verfehlte nur knapp den Schwarzwald und flog über Müllheim, Rottweil, Balingen, Geislingen.
  • Der Meteorit zerbrach in mehrere Brocken. Das erste Stück schlug den Krater bei Steinheim. Das Hauptstück schlug den Rieskrater.
  • Der Himmelskörper war vermutlich ein Asteroid, der aus dem Asteroidengürtel stammte. Der Asteroidengürtel liegt zwischen dem Mars und Jupiter
  • Die Anziehungskraft des Jupiter wirft gelegentlich einzelne Objekte aus ihrer Bahn. Sie werden zur Sonne hin abgelenkt und kreuzen dabei die Erdbahn. Wenn sich die Erde dann zufällig am Kreuzungspunkt befindet stoßen sie mit dem Asteroiden zusammen.
  • Der Riesasteroid raste damals mit ca. 100 000 km/h auf die Erde zu und schlug einen Krater von 25 km Durchmesser und 1 000 m Tiefe. Dabei entstand eine Energie, die vergleichbar ist mit der Sprengkraft von 250.000 Hiroshima-Bomben.
  • Der Meteorit verdampfte in Millisekundenbruchteilen. Eine Feuerwalze raste über das Land und vernichtete im Umkreis von 100 km alles organische Leben. Tonnenschwere Gesteinsbrocken wurden 60 km weit geschleudert. Noch im Gebiet der Tschechoslowakei wurden kleinere Gesteine, in Form von "Glastropfen" gefunden.
  • Sintflutartige Regenfälle füllten den Krater mit Wasser. Damals entstand der sogen. Riessee mit 400 km2. Er wurde zum drittgrößten See Europas.
  • Das Leben erholte sich rasch von der Katastrophe. Durch den neuen Riessee konnte sich auch eine seegebundene Fauna und Flora ansiedeln. Nach zwei Millionen Jahre hatten sich Abläufe gebildet, weshalb der See verlandete.
  • 40 km südwestlich wurden zum gleichen Zeitpunkt das Steinheimer Becken gebildet. Der Meteorit war kurz vor dem Einschlag in zwei Teile zerbrochen.
  • Wenn man beide Einschlagskrater mit einer Linie verbindet, zeigt sich, dass der Meteorit genau über Müllheim und Rottweil geflogen sein musste.

2010 © Alexander von Behaim-Schwartzbach