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Im Karbon lag Deutschland am Äquator

Das Karbon erhielt seinen Namen aus dem Lateinischen "carbo" für Kohle. Noch sahen die Umrisse der Kontinente recht eigentümlich aus, denn die Land- und Meerverteilung war völlig anders als heute. Auf einer Weltkarte aus dem Karbon hätte man sich kaum zurecht gefunden. Der Ur-Superkontinent Gondwana driftete auf Euramerika zu. Beide Kontinente kollidierten miteinander. So entstand der Hyperkontinent Pangäa. Das alles geschah natürlich im Millimeter-Tempo. Aber bei der schieren Größe der Landmassen formte die Knautschzone, die beim Zusammenstoß der Kontinente entstand, ein Hochgebirge - das Variszische Gebirge. Dieses Kollosalgebirges reichte einmal von Spanien bis nach Polen (s. Karte). Da während des Karbons Amerika noch bei Europa lag, finden wir selbst in Amerika noch einen Teil des Variszischen Gebires - die Appalachen. Als die ersten Siedler aus dem Schwarzwald und aus der Pfalz die Appalachen zum ersten Mal sahen, glaubten sie, wieder in ihre deutschen Heimat zurückkehrt zu sein.

Die Wälder des Karbon waren stumm

Im Karbon war das Innere der Kontinente noch vegetationsfrei, denn die Pflanzen waren noch an das Wasser gebunden. Die ersten Pflanzen im Kambrium waren Schuppen- und Siegelbäume, Bärlapp, baumgroße Schachtelhalme und Baumfarne. Das Leben fand noch in ufernahen sumpfigen Senken statt. Da Deutschland damals am Äquator lag, war das Klima feucht und schwül wie noch heute am Amazonas. Wir wissen recht gut über die damaligen Pflanzenarten Bescheid, da wir ihre Reste in den Kohleflözen finden. Daher ist das Karbon eine Erdepoche, von der wir sichere Kenntnis haben.

Im Karbon bildeten sich die wichtigsten Kohlelagerstätten. Die Pflanzen waren noch Gymnospermen, das sind Nacktsamer. Sie sind mit unseren Nadelbäumen und den Gingkobäumen verwandt. In der frühen Karbonzeit verbreiteten die Nacktsamer ihre Samen durch das Wasser. Die nächste evolutionäre Stufe war die Entwicklung von Sporen als Vermehrungsstrategie. Das war ein kolossal wichtiger Entwicklungsschritt. Dadurch konnte die Flora sich entgültig vom Wasser entfernen und die Binnenräume der Kontinente besiedeln. Jetzt war die Verbreitung der Pflanzen nicht mehr ans Wasser gebunden. Die Pflanzen konnten so neue Lebensräume erobern. Doch die Wälder waren gespenstisch stumm. Kein Vogelsang ertönte in den Wäldern des Karbons, denn die Vögel brauchten zur Entwicklung noch einige 100 Millionen Jahre bis zum Jura. Die ersten Tiere, die das Land eroberten, waren Spinnentiere. Riesige Tausendfüßler belebten die Wälder. Sie waren bis zu 1,80 m groß und dürften die größten wirbellosen Tiere gewesen sein, die je auf der Erde gelebt haben.

Wissen kompakt

  • Der Name Karbon leitet sich aus dem lateinischen "carbo" für Kohle ab. Im Karbon bestand die Welt aus einem Superkontinent Pangäa und dem Großozean Panthalassa. Pangäa war durch den Zusammenprall von Gondwanaland und Euramerika entstanden.
  • Als die beiden Urkontinente Laurasia und Gondwana kollidierten, entstand das mittlerweile erodiete Großgebirge - die Varisciden. Die Varisciden sind ein ziemlich komplexes Gebirge, das mittlerweile fast vollständig abgetragen ist. Im Süden wurde die variskische Struktur durch die Alpinen Gebirgsbildungen stark überarbeitet.

Das Variszische Gebirge

Das variscische Gebirge

  • Im Groben handelt es sich um eine Kontinent-Kontinent Kollision zwischen Laurasia im Norden und Gondwana bzw dem Mikrokontinent Armorika. Laurasia und Gondwana kollodierten direkt im Bereich südliche Appallachen-Spanien. Der Kleinkontinent Armorika (umfasst Teile des heutigen Spaniens, Frankreichs, Deutschland südlich des Harzes, Österreich, Italien, nördlicher Balkan, Böhmen und Mähren, Slowakei. die Fortsetzung nach Osten ist unklar... ebenso nach Süden.
  • Durch Rifting-Prozesse brach vermutlich im Silur bis Devon Pangäa auseinander. Der nun neuentstandene Nordkontinent heißt Laurasia.
  • Der gewaltige Südkontinent, auf dem auch Süddeutschland lag, heißt Gondwana.
  • Für das Variscische Gebirge darf auch die Schreibweise variscisch oder variszisch verwendet werden.

© 2010 Alexander von Behaim Schwartzbach