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Der Muschelkalk

Den mittleren Abschnitt der Trias bildet die Muschelkalkzeit. Diese Epoche war für Deutschland ein Glücksfall, denn er brachte uns den fruchtbaren Ackerboden, aus dem die Börden und Gäue bestehen. Weite Teile Deutschlands wurden in der Muschelkalkzeit über 10 Millionen Jahre lang von einem Flachmeer überspült. das eine mächtige Kalkschicht zurückgelassen hat. Als im äußersten Südwesten Deutschlands durch die Entstehung des Oberrheingrabens die Randgebirge emporgehoben wurden, wurden alle aufliegenden Sedimente bis hin zum Grundgebirge wegerodiert. Am südlichen Schwarzwaldrand liegt der Dinkelberg. Während der Schwarzwald sich hob, blieb der Dinkelberg einfach stehen und entging somit einer Erosion, was die Geologen bis heute nicht verstanden haben. Als im Bereich des Dinkelberges durch den Autobahnbau der Berg angeschnitten wurde, kamen viele fossilierte Muscheln und Ammoniten wieder zum Vorschein.

Ammoniten in der Muschelkalkzeit

Obwohl der ganze Boden mit Fossilien gefüllt scheint, ist die Fossilierung eines abgestorbenen Organismus nicht die Regel. Die meisten Tiere oder Pflanzen werden nach ihrem Tod sofort aufgefressen und scheiden daher für eine Fossilierung aus. Verwesungsgase lassen einen Körper für einige Tage im Wasser treiben, bis die Haut aufbricht, das Treibgas entweicht und der Kadaver zu Boden sinkt. Dort, wo das Wasser am Grund sauerstoffarm ist, hört die Verwesung auf. In sauerstofffreien Gewässern leben auch keine Aasfresser. Mit der Zeit bedecken Sedimente die Überreste, wodurch die Fossilierung der Lebewesen beginnen kann. Die ScFossiler Ammonithalen und Knochen bilden Hohlräume im Schlick bevor sie zergehen. Diese Hohlräume werden von Mineralien aufgefüllt, die zu Gestein erhärten. Fossilierte Muschelschalen, Knochen oder auch versteinerte Pflanzen sind also nicht das Original sondern das perfekte Abbild davon.

Fossiler Ammonit

Der Zustand eines Fossils hängt also davon ab, wie schnell der Kadaver von Sedimenten bedeckt wurde. Paläontologen können sogar am Erhaltungszustand eines Fossils die Bedingungen des damaligen Lebensraumes erkennen. Wenn Wellen oder Brandung die Schale lange bewegt haben, so ist das Fossil durch Abrollen stark beschädigt. Herrschte im Ablagerungsbereich eine starke Strömung, so zeigen alle Fossile in die selbe Richtung. Dort, wo die Strömung stark war, liegen die Schalen mit der gewölbten Seite (z.B. Muschelschalen) nach oben. Bei schwacher Strömung liegt die gewölbte Schalenseite unten. Wurden die Schalen noch etwas von einer starken Strömung transportiert, so finden sich oft im Untergrund Schleifspuren. Fossile, die noch in ihrem ehemaligen Lebensraum liegen, nennt man 'autochthon'. Wurden sie von ihrem Sterbeort fortgetrieben, nennt man sie 'allochthon'.

Wissen kompakt

  • Stratigrafi des Muschelkalk: Der Muschelkalk hat sich im Bereich des Germanischen Beckens in mächtigen Sedimenten abgelagert. Wenn man bedenkt, dass sich in vielen Jahren immer nur eine hauchdünne Kalkschicht abgelagert hat, so verstehen wir, dass die Muschelkalkzeit 13 Millionen Jahre dauerte.
  • Am Äquator lag in der Trias das Tethysmeer. Es war ein gewaltiges Weltmeer, welches vom Mittelmeer bis zu den Malaiischen Inseln reichte. Da es lange existierte lagerte sich am Meeresboden eine mächtige Sedimentationsschicht ab. Daraus haben sich im Tertiär unter anderem die Alpen und der Himalaja gebildet.
  • In Mitteleuropa kam es in einem Flachmeer zu Ablagerungen. Viele der kalkreichen Sedimente sind heute nutzbar. In Mitteleuropa lagert sich sogenannte salinare Sedimente ab, die sich hauptsächlich aus Kalkstein, Dolomit, Mergel, sowie Anhydrit und Salz zusammen setzen.

Süddeutschland

Das Flachmeer in Süddeutschland

  • Böden die auf Muschelkalk gründen: Im Muschelkalkmeer war das Leben ausgesprochen artenreich. In dem Triasmeer lebten allein 2600 Ammonitenarten.
  • Die Muschelkalk-Binnenmeere fallen allerdings wegen ihrer Artenarmut auf. Auf den Muschelkalk gründet sich fruchtbare Böden
  • Dort wo die Eiszeit noch Löß angeweht hat haben sich besonders fruchtbare Böden gebildet: Es sind die Gäue und Börden.
  • Wie Versteinerungen entstehen: Im Muschelkalk finden sich zum ersten Mal Versteinerungen in nennenswerter Zahl. Wenn ein Lebewesen stirbt sinkt es auf den Meeresboden. Eine ganze Armada von Organismen ist auf verstorbene Tiere und Pflanzen spezialisiert und beseitigt sie restlos. Nur die harten, unverdaulichen Knochen und Schalen bleiben übrig und werden nach und nach von den Sedimenten bedeckt.
  • Unter Sauerstoffabschluss tritt nun eine Stoffumwandlung ein, die Fossilierung. Fossilierung ist ein Stoffumwandlungsprozess, der Fossilien für ewige Zeiten erhält.
  • Auch die harten Biomaterialien werden langsam aufgelöst. Die harten Schalen haben im Schlick einen Hohlraum hinterlassen, in den Minerale einsickern und sich verfestigen. Jedes Fossil ist also eine natürliche Replika, vom Original nicht zu unterscheiden.

Bildnachweis:

  • 1. Titelbild: Muschelkalkammoniten Das Knotenhorn (Ceratites nodosus) im Muschelkalkmeer Georg Wagner Einführung in die Erd- und Landschaftsgeschichte. S. 444 Öhrigen 1960
  • 2. Fossiler Ammonit (privat)
  • 3. Karte: Das Muschelkalkmeer in Süddeutschland http://www.geologie.uni-stuttgart.de/edu/bwgeo/bwge05.htm

© 2010 Alexander von Behaim-Schwartzbach