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Zehnter Planet entdeckt?

Es war zu der Zeit, als das Sonnensystem noch 9 Planeten hatte. Da wir gewohnt sind, im Dezimalsystem zu denken, fehlt uns rein gefühlsmäßig ein 10. Planet. Wir haben Probleme zu akzeptieren, dass unser Planetensystem schon beim 8. aufhören soll. Da sich winzige Bahnstörungen bei Pluto und Neptun feststellen lassen, vermutet man tatsächlich einen weiteren Planeten, der sich irgendwo im Kuipergürtel befinden muss. Mit dem Kuiperobjekt, also Pluto, endet unser zu Beginn des 20. Jahrhunderts unser Sonnensystem. Er wurde 1930 von Clyde Tombough entdeckt. Allerdings hatten die Astronomen damals noch eine sehr mühsame Methode, mit der sie den Himmel nach astronomischen Objekten absuchten - die Photoplatten aus Glas. Man steckt zwei Aufnahmen, die in verschiedenen Nächten gemacht wurden, in einen Blinkkomparator und durchsucht das Bild systematisch nach etwaigen Unterschieden. Wenn sich ein Lichtpünktchen am Nachthimmel bewegt hatte, stand es auf der Fotoplatte geringfügig an einer anderen Stelle. Im Komparator hüpfte es daher immer ein wenig hin und her. Heute steht den Astronomen eine raffiniertere Aufnahmetechnik zur Verfügung, die der alten Fotoplattentechnik haushoch überlegen ist. Es ist die CCD-Sensor Technik. CCD das ist die Abkürzung für Charge Coupled Device. Auf deutsch heißt das soviel wie "ladungsgekoppeltes Gerät". Mit dieser Technologie lässt sich der Himmel wesentlich komfortabler nach sich bewegenden kosmischen Objekten durchsuchen. Wir kennen diese Technik übrigens von Digitalkameras. Jetzt lassen sich die Bilder auch elektronisch auswerten. In der nächsten Zeit werden daher noch weitere Kuiperobjekte entdeckt werden, denn von ihnen gibt es eine ganze Menge.

Der Blinkkomparator zeigt den Kleinplaneten Riga

Ob das neue Objekt 2003 UB313 nun tatsächlich der lang gesuchte zehnte Planet ist, kann man mit Recht bezweifeln. Um das verstehen zu können, müssen wir uns mal alle Fakten genau ansehen. Bereits hinter Neptun beginnt der breite Kuipergürtel. Das ist eine Zone, in der tausende von riesigen Gesteinsbrocken herumfliegen. Einige von ihnen sind weit über 1.000 km groß. Die Kuiperobjekte sind vermutlich alle gleich aufgebaut. Sie besitzen einen Gesteinskern, der mit einer dicken Eisschicht überzogen ist; sie sehen sozusagen wie eine Kirsche mit einem Kern aus. Im Kuipergürtel befindet sich Pluto mit seinem Mond Charon. Da Pluto aber völlig untypisch die Sonne umkreist, wird er schon lange verdächtigt, selbst nur ein Kuiper-Objekt zu sein. Deshalb bezeichnen ihn manche Astronomen als den König des Kuipergürtels. 2003 UB313, das weiß man inzwischen, ist aber größer als Pluto. Vermutlich muss er nun seinen Königstitel an das neu entdeckte Objekt abgeben. Pluto befindet sich von der Sonne 40x so weit entfernt wie die Erde, also 40 AE. 2003 UB313 ist 92 AE entfernt. Aus dieser Entfernung ist die Sonne nur ein heller Stern am Himmel.

2006 hat die IAU nun die richtige Entscheidung getroffen und das Sonnensystem auf acht Planeten begrenzt. Damit sind die Kuiper-Objekte vom Planetenstatus ausgeschlossen. Auch Pluto mit seinem Mond Charon ist seither ein Kuiper-Objekt. Die Zwergplaneten, Asteroide und Felsbrocken des Kuiper-Gürtels werden in den Jahren 2015-2020 durch die heraneilende Raumsonde New Horizons näher untersucht. Sie wird auch Pluto und Charon einen Besuch abstatten.

2010 © Alexander von Behaim-Schwartzbach