Archiv

Im Feuersturm begann das Tertiär

Der ganze Erdball schien in einem Feuersturm zu verglühen. Ein 10-15 km großer Meteorit war im fernen Mexiko auf der Halbinsel Yucatan eingeschlagen und hatte mehr Energie beim Aufschlag freigesetzt, als alle Atombomben auf der Erde haben. Mit einem Schlag wurde alles Leben in einem Umkreis von vielen hundert Kilometern ausgelöscht. Die Wälder Süd- und Nordamerikas standen in Flammen und eine riesige Feuerwalze raste über den Globus. Das Ende der Welt schien gekommen. Wer das Chaos überlebt hatte, auf den wartete ein langsamer, qualvoller Tod. Fast alle Saurier verbrannten in Minuten zu Asche. Überall lagen die versengten Skelette dieser Riesen herum. Eine dichte Rauchdecke umhüllte die Erde und ließ keinen einzigen Sonnenstrahl hindurch. Endlich erstickte das Feuer. Über die Erde brach nun der Winter herein. Da keine Sonnenstrahlen die Erde erreichten, fielen die Temperaturen und überall lag dunkler Schnee, schwarz gefärbt von der herabrieselnden Asche. Da die Vegetation Licht für die Photosynthese braucht, starben auch die wenigen Pflanzen, die das Feuer überlebt hatten. Die pflanzenfressenden Saurier, die noch lebten, verhungerten. Von ihren Kadavern lebten noch einige Wochen fleischfressende Saurier, doch als die Kadaver gefressen oder verfault waren, verhungerten auch sie.

Meteoriteneinschlag

So stellen sich die Naturwissenschaftler das Szenario vor, in dem das Mesozoikum auf der Erde zu Ende ging. Sie nennen die Katastrophe nüchtern das K/T (Kreide/Tertiär)-Ereignis. Überall auf der ganzen Welt kann man diese Grenzschicht erkennen. In Europa z.B. muss man nach Dänemark fahren. Etwa 60 km südlich von Kopenhagen liegt über einer Steilküste das Dörfchen Stevens Klint. Durch das weiße Kalkkliff zieht sich ein merkwürdiges gut zwei Zentimeter grün-graues Band. Es ist eine schmale Tonschicht, die wegen der vielen Gräten und Schuppen von den Dänen 'Fischton' genannt wird. In dieser Schicht findet sich ein merkwürdig hoher Iridium-Anteil. Iridium ist ein Mineral, das auf der Erde selten vorkommt . In Meteoriten steckt jedoch häufig dieses Mineral, weswegen sein Vorkommen immer auf eine kosmische Katastrophe hindeutet.

KT-Grenze

Die K/T-Grenze

Wie ein Phönix aus der Asche kam das Leben auf die Erde zurück. Im Erdreich lagen noch die Samen aus dem letzten Jahr. Als der erste Regen auf die Erde fiel, fingen die Samen an zu keimen. Der Ascheboden wirkte wie ein Dünger und nach einigen Jahren war kaum noch etwas von der Katastrophe zu bemerken. Die Tiere, die unterirdisch in Höhlen oder in Steinspalten lebten, haben dieses Inferno überstanden. Als sie wieder aus ihren Bauen hervorkamen, hatte sich die Erde verändert. Auch die Schreckenszeit der Saurier war nun vorbei. Jetzt begann der Aufstieg der Säugetiere.

Wissen kompakt

Yucatan

Der Chicxulub Meteoriteneinschlag

  • Über Yucatan, eine Halbinsel in Mexiko, schlug vor 65 Mio. Jahren ein rund 10 km großer Asteroid ein. Beim Aufprall setzte der Asteroid mehr Energie frei, als alle Atombomben der Erde an Zerstörungskraft besitzen.
  • Inzwischen kennt man die Lage des Kraters genau. Er trägt den Namen Chicxulub, ein Maya-Wort, das "Schwanz des Teufels" bedeutet. Der Einschlagskrater, der mittlerweile unter einer kilometerdicken Sedimentschicht liegt, hat einen Durchmesser von 180 km. Nach dem Einschlag des Meteoriten schoss eine riesige Feuersäule in die Atmosphäre und gigantische Mengen Staub wurden aufgewirbelt. Er wurde auf die ganze Erde verteilt und mehrere Monate war es dunkel. Überall fielen die Temperaturen und über die Welt kam ein nuklearer Winter.
  • Da die Vegetation Licht für die Photosynthese braucht, starben auch die Pflanzen. Als der Regen nach einigen Monaten die Atmosphäre wieder gereinigt hatte, kehrte das Leben wieder Erde zurück. Die Samen, die noch vom Vorjahr in der Erde lagen, fingen an zu keimen. Die verbrannten Wälder hatten eine fruchtbare Aschenschicht gebildet, in der das neue Leben prachtvoll gedieh.
  • Auf der ganzen Welt lässt sich dieses Ereignis nachweisen. In Europa kann man im Kliff von Stevens Klint (Dänemark) noch deutlich die Trennschicht erkennen, die die Kreidezeit vom Tertiär trennt. Das Bild zeigt die K/T-Grenze in Raton Basin, Colorado. Die helle Linie ist die K/T-Trennlinie. Die darüber liegende schwarze Schicht ist ein dünnes Kohleflöz, das verrät, dass hier im Paläozän tropische Bedingungen geherrscht hatten.

© 2010 Alexander von Behaim-Schwartzbach