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Der Jupitermond Europa

Als die amerikanischen Sonden Pioneer 10+11 die ersten Nahaufnahmen vom Jupitermond Europa zur Erde sandten, sah man, dass seine Oberfläche wie eine zerkratzte Billardkugel aussieht. Als wenige Jahre später die Bilder der beiden Sonden Voyager 1+2 auf der Erde eintrafen, stellte man fest, dass sich das Muster der Kratzspuren inzwischen völlig verändert hatte. Dieses Phänomen ist nur möglich, wenn die Oberfläche Europas aus einer schwimmenden Eisdecke besteht.

Europa umläuft den Jupiter in 3,5 Tagen. Alle Monde in unserem Sonnensystem haben eine gebundene Rotation, d.h., man kann vom Mutterplaneten nie auf die Rückseite blicken. Da auf Europa Mega-Gezeiten herrschen, hebt und senkt sich die Eisfläche bei jeder Umdrehung um 500 Meter. Dabei zerbricht das Eis immer wieder in unzählige Schollen, die durch die Weltraumkälte aber sofort wieder gefrieren. Unter dem Eis muss sich daher ein Meer mit flüssigem Wasser befinden. Subozeanische Vulkane und die Gezeitenreibung könnten das Wasser flüssig halten. Man kann sich gut vulkanische "Schornsteine" (Vents) vorstellen, die etwa so aussehen dürften wie die Black Smokers in der Tiefe der Ozeane.

Eine automatische Sonde erkundet die Tiefsee auf Europa. Die Kombination von Gezeiteneffekten und erwärmten Wasser könnten günstige Umstände für Leben sein. Eine eigene Biosphäre auf dem Jupitermond Europa ist daher durchaus möglich. Primitives Leben ist im Universum vermutlich gar nicht so selten. Die Astrobiologen sind einhellig der Meinung, das primitive Lebensformen automatisch dort entstehen, wo die chemischen- und physikalischen Bedingungen es zulassen. Dass Leben auf der Erde selbst da möglich ist, wo wir es nicht vermutet hätten, wissen wir. Solche Organismen nennt man Extremophile - Leben, dass auf der Erde sogar selbst in fast kochendem Wasser vorkommt.

Das Bild zeigt einen sogen. "Hydrorobot", der einen 'Black Smoker' anstrahlt und untersucht. Die NASA plant, mit solchen Unterwasserrobotern in einigen Jahren auf Europa nach Leben zu suchen. Eine Sonde glüht sich durch den Eispanzer und entlässt eine frei schwebende Sonde, die dann nach Lebensspuren sucht.

Bildnachweis: NASA

Wissen kompakt:

Birgt der Mond Europa unter der Eisdecke Leben?

  • Leben ist nur da möglich, wo es flüssiges Wasser gibt. Als die amerikanische Raumsonde Galilei auf dem Jupitermond Europa einen subglazialen Ozean entdeckte, rückte dieser Mond sofort unter die Kandidaten als möglicher Lebensträger.
  • Europa kann wegen seiner geringen Größe keine Atmosphäre festhalten. Deswegen ist eine dicke Eisdecke die Trennlinie zum freien Weltraum.
  • Da Europa relativ nahe den Jupiter umkreist, herrschen hier extreme Bedingungen. Die Gravitationskraft Jupiters wölbt die Eisdecke um 500 Meter. Dadurch zerbricht die Eisdecke ständig, weshalb das Wasser des subglazialen Ozeans ständig durchmischt wird. Vermutlich besitzt der Jupitermond Europa viele untermeerische Vulkane. Sie verhindern, dass der Ozean völlig zufriert.
  • In der Tiefsee auf der Erde wurden vulkanische Heißwasserdüsen entdeckt. Sie heißen in der Fachsprache "Black Smokers". Aus ihnen strömt heißes, schwefelhaltiges Wasser. Es ist die Grundlage eines Ökosystems, das völlig ohne Sonnenlicht funktioniert. Hier leben die extremophilen Bakterien, die auch ohne Sauerstoff leben können (anaerobes Leben).
  • Der Marsmeteorit LH84001 enthält Einschlüsse, die wie Bakterien aussehen
  • Extremophile leben auch in den heißen Quellen des Yellowstone Nationalparks. Die Ur-Bakterien lieben solche extremen Lebensräume. Dass sie sich dort wohlfühlen erkennt man daran, dass sie sich rege vermehren.
  • Es gibt Wissenschaftler, die sogar glauben, dass das Leben gar nicht auf der Erde stammt, sondern aus dem Weltraum zu uns kam. Diese Theorie nennt man 'Panspermie'.
  • Nach dieser Theorie könnte das Leben durchaus auf dem Mars entstanden sein. Als ein Meteorit knapp den Mars verfehlte, schlug er durch den flachen Aufprall aus dem Mars ein Stück aus den Planeten. Durch die ungeheure Wucht wurde das Marsmaterial so schnell beschleunigt, dass es die Anziehungskraft des Planeten überwand und bis zur Erde flog. 1982 wurde in der Antarktis ein Marsmeteorit gefunden. Als man ihn näher untersuchte, fand man in ihm einen Einschluss, der an Bakterien erinnerte. Der berühmte Meteorit heißt LH84001.
  • Auch der Komet Murchinson, der am 28.9.1969 über Australien vom Himmel fiel, enthält Millionen bislang unbekannter organischer Verbindungen, was den Schluss nahelegt, dass die Moleküle des Lebens aus dem Weltraum kommen, vielleicht sogar dort entstanden sind.

(c) Alexander von Behaim Schwartzbach