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Das Osterdatum

Die Auferstehung Jesu

In der christlichen Religion ist nicht Weihnachten, sondern Ostern das wichtigste Fest. Der Bibel zufolge fand die Kreuzigung an einem Freitag, dem 14. Nisan (Name des Frühlingsmonats) statt. Am darauffolgenden Sonntag, dem 16. Nisan, fanden dann die Frauen das leere Grab vor. Der Jahresanfang lag damals von März bis Anfang April. Nur wer die alte jüdische Zeitrechnung kennt, wird das Datum verstehen. Der jüdische Kalender bezieht sich auf die Sonne und auf den Mond. Der neue Tag beginnt mit dem Sonnenuntergang am Vorabend. Jeder neue Monat beginnt mit dem Tag, an dem zum ersten Mal die erste schmale Sichel nach Neumond am Himmel erscheint. Somit hatte das Jahr 354 Tage, was natürlich rasch zu einer Ungenauigkeit im Kalender führte. Bei Bedarf wurde einfach ein Schaltmonat eingeführt, damit der Kalender wieder stimmte.

Zu den hohen jüdischen Feiertagen zählt das Passahfest, das zur Erinnerung an den Auszug aus Ägypten gefeiert wurde. Da der 1. Nisan beim Erscheinen der ersten Mondsichel festgelegt wurde, fällt der 14. Nisan immer in die Zeit des ersten Vollmonds nach Frühlingsbeginn. Wegen der Unzuverlässigkeit des jüdischen Kalenders lösten sich die Christen immer mehr von der Passahberechnung. Man einigte sich, dass Ostern aber unbedingt ein Sonntag sein müsse. Der genaue Termin für das Osterfest wurde den Gemeinden in Hirtenbriefen mitgeteilt. Weil es aber keine genaue Regelung für die Berechnung des Datums gab, kam es in den verschiedenen Diözesen häufig zu unterschiedlichen Osterterminen. Einige Gemeinden feierten das Osterfest bewusst nur am 14. Nisan. Für sie war Ostern eher eine Erinnerung an das Abendmahl und die Leiden Christi als eine Auferstehungsfeier. Die Feier von Ostern an einem anderen Tag und die unterschiedlichen Gründe für die Feier des Festes war ein Ärgernis für die Kirche. Um eine Sektenbildung zu verhindern, musste dringend eine einheitliche Berechnungsbasis des Ostertermins gefunden werden. Mehrere Konzilien befassten sich nun mit dieser Frage.

Das Konzil von Nicäa hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Einheit des christlichen Glaubens zu stärken. Die Osterfrage war ein wichtiger Punkt dieses Konzils. Nach allem, was überliefert ist, kam das Konzil in der Osterfrage zu folgenden Beschlüssen: Oberstes Ziel war es, die Notwendigkeit der Einigkeit in der Osterfrage zu wahren und jede Sonderregelung auszuschließen. Gegen die Abweichler wurde daher angeordnet, dass Ostern immer auf den Sonntag nach dem 14. Nisan zu fallen habe. Die beabsichtigte Einheit in der Osterfeier erreichte das Konzil allerdings doch nicht. Einzelne orientalische Gemeinden blieben bei dem Brauch, Ostern mit dem Passah der Juden zu feiern. Um 530 erstellte Dionysius Exiguus (er hatte schon das Weihnachtsdatum festgelegt) seine Ostertafeln, die später als allgemein verbindlich durchgesetzt wurden.

2010 © Alexander von Behaim-Schwartzbach