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Schiaparelli entdeckt Kanäle auf dem Mars

1877 standen Mars und Erde verhältnismäßig dicht beieinander. Natürlich nutzten die Astronomen diese Opposition, denn nun ließ sich der Mars genauer betrachten.

Der italienische Astronom Giovanni Schiaparelli dürfte beim Anblick des Marses den Schreck seines Lebens bekommen haben, denn er sah ganz deutlich längliche Strukturen auf dem Mars, die er als ,canali' bezeichnete, was im italienischen nichts weiter als ,Rinne' bedeutet. Zwei Jahre später, als der Mars wieder neben der Erde stand, wurde ihre Sichtung von anderen Astronomen zweifelsfrei bestätigt. Damit waren die Marskanäle in der Welt. Bei der Übertragung ins Englische wurde aus dem ,canali', ein ,canal', also eine erbaute Wasserstraße.

Marskanäle

Am Ende des 19. Jahrhunderts wurden gerade der Suez- und der Panamakanal gebaut. Kanäle, das war jedem klar, waren eine phantastische Ingenieursleistung. Wie eine Bombe schlug daher die Nachricht von der Entdeckung der Kanäle auf dem Mars ein. Die vermeintliche Entdeckung inspirierte die Science Fiction Autoren und als Folge entstanden eine Reihe spannender Romane. Man stellte sich eine geheimnisvolle Zivilisation auf dem Mars vor, die ein hochentwickeltes Bewässerungssystem angelegt hatte. Für die Menschen damals war es ein Schock, denn man befürchtete nun, dass die intelligenten Marsianer sicher irgendwann mal die Erde überfallen würden, um die irdischen Bodenschätze plündern zu können.

Die Vorstellung von einer aggressiven Zivilisation war bestimmt nur ein Spiegelbild unserer selbst, denn wenn wir es schon gekonnt hätten, nichts hätte uns mit Sicherheit abgehalten, die Menschen auf dem Mars zu kolonisieren und auszuplündern. England, Frankreich, Deutschland und Italien befanden sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch auf dem Höhepunkt als koloniale Weltmachten und führten gerade vor, wie man so etwas macht.Damals waren auf der Erde die Marsianer Thema Numero eins. H.G. Wells Science Fiction Schocker "Krieg der Welten" versetzte als Radioreportage die Menschen in Angst und Schrecken, da sie wirklich an eine Invasion vom Mars glaubten.

Als 1965 die amerikanische Raumsonde Mariner 4 den Mars erreichte und Bilder von ihm zur Erde sandte, wurden die Spekulationen um die Marskanäle schlagartig beendet, denn man sah, dass der Mars ein öder und kalter Planet war. Nie hatte es Leben auf ihm gegeben und Schiaparellis canali erwiesen sich als nichts anderes als banale Sehfehler.

Wissen kompakt

Schiaparelli

Schiaparelli - Entdecker der Marskanäle

  • Giovanni Schiaparelli (* 14. März 1835, † 4. Juli 1910) war italienischer Astronom und hauptsächlich in Mailand tätig.
  • 1877 standen Mars und Erde mal wieder verhältnismäßig nahe beieinander. Der italienische Astronom Giovanni Schiaparelli glaubte auf der Marsoberfläche Muster und Linien entdeckt zu haben und schoss daraus, das es auf dem Mars canali, (ital. Für Rinnen) gäbe. In der englischen Fachliteratur wurde dieses Wort fälschlich mit canal übersetzt. Das Mythos der Mars-Kanäle war nun in der Welt und damit die Mär von den intelligenten Marsbewohnern.
  • Der britische Romancier H.G. Wells setzte den Stoff um in seinen berühmten Roman "Krieg der Welten."
  • Orson Wells machte 1938 eine fiktive Reportage, die zu einer Massenpanik führte. Das Mythos der Marsbewohner steckte so stark in den Köpfen der Leute, dass sie das Hörspiel für bare Münze nahmen.
  • Stanley G. Weinbaum schrieb 1934 die bekannte Kurzgeschichte "Mars-Odyssee".
  • Als 1965 die amerikanische Raumsonde Mariner 4 den Mars erreichte und Bilder von ihm zur Erde sandte, wurden die Spekulationen um die Marskanäle schlagartig beendet, denn man sah, dass der Mars ein öder und kalter Planet war. Nie hatte es Leben auf ihm gegeben und Schiaparellis canali erwiesen sich als nichts anderes als schlichter Sehfehler.

2010 © Alexander von Behaim-Schwartzbach