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Tertiär - das Paläozän

Unsere imaginäre Uhr, die die gesamte Erdgeschichte von 4,6 Milliarden Jahre auf 24 Stunden komprimiert hat, ist nun schon fast abgelaufen. Es bleiben nur noch knappe 20 Minuten bis der Tag beendet ist. In etwas mehr als eine Minute wird unsere Weltenuhr abgelaufen sein. Vom Menschen gibt es allerdings noch keine Spur. Er erscheint erst um 23h 58' 45" auf der Weltbühne.

Die letzten Minuten der Erdgeschichte brechen an

Jetzt entstehen alle topographischen Strukturen. Im Tertiär wird unglaublich viel geschehen, aber 65 Millionen Jahre sind eine unglaublich lange Zeit. Zu Beginn des Tertiärs fehlten noch alle Hochgebirge. Das sind die Anden, die Pyrenäen, Alpen, Karpaten, Kaukasus und Himalaja. An ihrer Entstehung sind die Plattenkollisionen schuld. Die Pyrenäen entstanden, als Spanien mit Europa kollidierte. Als Italien wie eine Lanze gegen Europa drückte, entstanden die Alpen. Der Himalaja entstand durch die Kollision Indiens mit dem Superkontinent Asien. Die alpiden Hochgebirge sind salopp gesprochen die Knautschzonen von Plattenkollisionen. Doch wir stehen erst am Anfang des Tertiärs. 20 Millionen Jahre werden noch bis zur Auffaltung des Tethys-Meeresbodens vergehen, und damit entstanden die Hochgebirge.

Das Paläozän (Erdaltertum) und das Mesozän (Erdmittelalter) waren noch Welten, in denen wir uns nicht zurecht gefunden hätten. Selbst aus dem Weltraum hätten wir unseren Heimatplaneten nicht erkannt, denn die Umrisse der Kontinente waren noch völlig anders als heute. Damals waren noch die heutigen Mittelgebirge mächtige Hochgebirge und auch die Flüsse flossen noch völlig anders. Zu Beginn des Tertiärs gab es auch noch nicht die Anden und der Amazonas floss von Ost nach West in den Pazifik. Der Uramazonas entsprang ursprünglich im Tschad, also mitten in Afrika, und mündete, nach dem er Südamerika durchquert hatte, in den Pazifik. Als Südamerika vom südlichen Superkontinent Gondwana wegbrach und nach Westen driftete, wurde der alte Meeresboden zusammengeschoben und wie eine Bugwelle entstanden die Anden. Das südamerikanische Hochgebirge wuchs schneller in die Höhe als der Amazonas sich in das Gebirge einschneiden konnte. Da ihm das schnellwachsende Gebirge den Zugang zum Pazifik versperrte, kehrte der Amazonas in seiner Fließrichtung sich einfach um und mündete nun wieder im Atlantik. Er erhielt nun eine neue Quelle, die hoch in den Anden lag. Die beiden österreichischen Wissenschaftler Sepp Friedhuber (Biologe) und der Geologe Gero Hillmer haben den ehemals 14.000 km langen Verlauf des Uramazonas von seinem prähistorischen Quellgebiet in der Sahara bis zu den Anden in Südamerika verfolgt. Auf dieser Reise haben sie zahlreiche Fossilien gefunden, die ihre These vom Amaniger (Amazonas/Niger) belegen. Sie fanden die gleichen Fossilien in der Wüste und am Oberlauf des Amazonas. Laut Friedhuber und Hillmer änderte der Amazonas erst vor etwa 6 Millionen Jahre seine Fließrichtung und das war ganz am Ende des Tertiär.

Wissen kompakt

  • Das Ende des Tertiärs: Wenn man die ganzen 4,6 Milliarden Jahre der Erdgeschichte auf 24 Stunden komprimiert, so verbleiben für die 65 Millionen Jahre des Tertiärs gerade noch 20 Minuten übrig. Jetzt erst wurde die Erde so, wie wir sie kennen.
  • Zu Beginn des Tertiärs gab es noch keine Hochgebirge. Sie sind alle das Produkt kollidierender Großplatten.
  • Italien war vor dem Tertiär noch ein Teil Afrikas, das sich loslöste und nach Norden driftete. Als Italien mit Europa kollidierte, entstanden als "Knautschzone" die Alpen. Als Spanien mit Eurasien zusammenstieß, entstanden die Pyrenäen. Der Himalaja ist das Ergebnis, als Indien vor rund 50 Millionen Jahren auf Asien stieß.

 Der Himalaya entsteht

 

  • Schon in der Kreidezeit war der Giga-Kontinent Pangäa in viele Teile zerbrochen. Südamerika driftete von Afrika fort nach Westen. Gleichsam als Bugwelle wurden die Anden hochgewuchtet.
  • Beim Auseinanderbrechen Afrikas und Südamerikas wurde der 14.000 km lange Uramazonas "Amaniger" auseinander gerissen. Die Quelle des Uramazonas lag noch im Tschad. Als Afrika und Südamerika auseinander brachen, wurde der 14 000 km lange Uramazonas auseinander gerissen und es entstanden zwei Flüsse: der Niger und der Amaronas. Erst vor etwa 6 Millionen Jahren änderte der Amazonas seine Fließrichtung.
  • Ganz am Ende des Tertiärs, vor 2 Millionen Jahren, das war im Pliozän, entstanden die ersten Vormenschen, die Australopithecinen.
  • Beim Auftauchen des Homo sapiens sapiens, des modernen Menschen (also uns), war die Uhr schon fast abgelaufen: nur noch 1,15 Sekunden verbleiben noch.

© 2010 Alexander von Behaim Schwartzbach