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Pluto wird entdeckt

Dass es auf der Welt oft ungerecht zugeht, ist bekannt. Doch was Milton Humanson widerfuhr, war so unfassbar ungerecht, dass ich hier diese Geschichte erzählen muss.

Percival Lowell betrieb die Sternwarte in Flagstaff Arizona

Um 1900 begann man alle Stellen des Himmels zu photographieren. Dazu verwendete man lichtempfindliche Glasplatten. Belichtet man den Sternenhimmel mehrere Stunden lang, werden durch die Bewegung am Himmel aus den punktförmigen Objekten kleine Striche. Gelegentlich kam es aber vor, dass eine Platte einen winzigen Fehler hatte. An der fehlerhaften Stelle wurde nichts abgebildet. In der Regel macht das nicht viel aus, da sich auf einer Platte bis zu 400.000 Lichtpünktchen befinden. Milton Humanson hatte die undankbare Aufgabe, verschiedene Photoplatten aus mehreren Nächten miteinander zu vergleichen. Als er die Platte einer vergangenen Nacht untersuchte, befand sich genau dort der Fehler, wo der 9. Planet damals stand. Dadurch wurde er nicht abgebildet und entging somit seiner Entdeckung.

Blinkkomparator

1919 untersuchte Clyde Tombaugh [tomba], ein astronomiebegeisterter Farmersohn aus Illinois, mit einem Gerät aus Deutschland die photographischen Platten. Das Lowellobservatorium in Flagstaff (Arizona) besaß einen Blinkkomparator aus Jena, mit dem man zwei anscheinend identische Aufnahmen vergleichen konnte. Stand ein Lichtpünktchen auf einer Aufnahme an einer anderen Stelle, so Percival Lowell betrieb die Sternwarte in Flagstaff Arizonahüpfte dieser hin und her. Percival Lowell hatte die mögliche Position des unbekannten Planeten berechnet und Tombaugh sollte diese Stelle besonders beachten. Am 18. Februar 1930 knackte Tombaugh den Jackpot. Nur wenige Grad von der berechneten Stelle hüpfte ein Lichtpünktchen hin und her. "Das ist er" wusste Tombaugh sofort. Am 13. März 1930 wurde die Entdeckung des neunten Planeten bekannt gegeben. Das war Lowells Geburtstag und zufällig auch der 149. Jahrestag von Herschels Entdeckung des Uranus. Planeten werden immer nach einer griechischen Gottheit benannt. Der Name Pluto wurde von Venetia Burney, einem 11-jährigen Mädchen aus Oxford, vorgeschlagen. Bei der Namenswahl dürfte eine Rolle gespielt haben, dass sich das astronomische Symbol aus den Initialen Percival Lowells zusammensetzen ließ.

Pluto passt jedoch nicht besonders gut in unser Planetensystem. Alle anderen Planeten machen Sinn. Die Steinplaneten Merkur, Venus, Erde und Mars bilden das innere Sonnensystem. Die Gasriesen Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun bilden das äußere Sonnensystem. Alle diese Planeten bewegen sich auf einer Bahnebene. Zudem haben sie alle eine gewisse Größe. Nur nicht Pluto. Deswegen verlor er seinen Planetenstatus und wurde am 24.8.2006 von der IAU zum Kuiperobjekt degradiert.

Wissen kompakt

Im Blinkkomparator fallen Positionsänderungen sofort auf

Da Uranus eine auffällige Bahnstörung aufwies, vermuteten die Astronomen schon lange, dass sich hinter seiner Bahn ein weiterer Planet befinden musste.

Fast hätte Milton Humanson 1919 Pluto entdeckt. Die photographische Platte, die er untersuchte hatte genau an dieser Stelle einen Fehler, an der sie ein Lichtpünktchen hätte abbilden müssen. Diese Stelle blieb unbelichtet, weshalb der 9. Planet unentdeckt blieb.

Der amerikanische Astronom und wohlhabende Geschäftsmann Percival Lowell hatte sich in Flagstaff (Arizona) eine eigene Sternwarte gebaut (Lowell Observatorium). Er hatte die Stelle berechnet, an der der neue Planet hätte stehen müssen. Dadurch konnte Tombaugh die Suche auf eine kleine Fläche beschränken. Tatsächlich fand er wenige Grad von der berechneten Stelle einen winzigen Lichtpunkt - es war der gesuchte Planet.

Man musste noch einmal alle photographischen Platten miteinander vergleichen. Diese mühevolle Arbeit wurde mit einem Blinkkomparator aus Jena bewältigt. Hatte sich am Firmament irgend ein Lichtpunkt bewegt, hüpfte er beim Vergleich zweier Aufnahmen hin und her und konnte dadurch entdeckt werden.

1930 fand Clyde Tombaugh mit Hilfe eines Blinkkomparators aus Jena den Pluto Da sich der neuentdeckte Planet gegenüber den Fixsternen bewegte, hüpfte an dieser Stelle ein Pünktchen hin und her.

Bei der Neuordnung des Sonnensystems durch die Internationale Astronomische Union im Jahre 2006 verlor Pluto seinen Planetenstatus und wurde zum Kuiperobjekt.

2010 © Alexander von Behaim-Schwartzbach