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Krieg der Welten - Teil 2

Der Krieg beginnt

Niemand wagte sich mehr in die Nähe der Weide, auf der der konische Zylinder lag. Die Soldaten hatten sich in ein nahegelegenes Wäldchen zurückgezogen und erwarteten den Angriff. Am Himmel konnte man aufblitzende Leuchtspuren sehen, obwohl es heller Tag war. Die Invasion vom Mars auf die Erde hatte begonnen. Plötzlich stapfen mehrere metallene Ungetüme auf drei Beinen durchs Gelände. Die fürchterlichen Kampfmaschinen stiegen mühelos selbst über hohe Büsche. Gelegentlich schoss ein Feuerstrahl aus der metallenen Kampfmaschine. Obwohl die Soldaten heftig auf die stählernen Monster schossen, ließen sich die Ungetüme durch nichts stoppen. Selbst Granaten prallten wirkungslos von ihnen ab. An mehreren Stellen brachen mehrere der dreibeinigen Kampfmaschinen hervor. Immer wenn sie irgendwo Soldaten erblickten, so waren diese tapferen Männer rettungslos verloren, denn ein greller Feuerstoß schoss aus stählernen Kampfmaschinen hervor und vernichtete sofort jedes Leben - augenblicklich! Es war schrecklich anzusehen, wie hilflos jetzt die Menschen waren. Überall brannte das Land. Unsere Welt, wie wir sie kennen, schien unrettbar in einem Chaos zu versinken.

Monster auf der Jagd nach Menschen

Wie auf Kommando drehten sich plötzlich alle Kampfmaschinen um und begannen sich in Richtung London zu bewegen. Auf allen Hügeln der Umgebung hatte die Armee eilig Geschütze postiert, um den Angriff auf London abzuwehren. Alle Granaten schienen jedoch wirkungslos an den Kampfmaschinen abzuprallen. Mittlerweile hatten sich, die Anfangs noch wenigen Maschinenkämpfer, zu mehreren Hundertschaften vermehrt. Bereits schon nach wenigen Stunden hatten die Terrormaschinen die ersten Außenbezirke Londons erreicht. Wie aufgeschreckte Ameisen versuchten die Menschen in panischer Angst zu fliehen. In kürzester Zeit waren aber alle Straßen so verstopft, dass niemand mehr durchkam. Schnell wurden die Fliehenden eingeholt und mit einem Feuerstrahl niedergemacht. Bald war von den schrecklichen Marsianern alles Leben in den Gassen getilgt. Nichts hatten die Menschen dieser brutalen Gewalt entgegenzusetzen. Wer noch überlebt hatte, dem war der Untergrund noch die einzige Rettung. Viele Dörfer, die sich rund um London befinden, waren abgebrannt. Vor dieser Invasion vom Mars schien es keine Errettung zu geben. Dass Ende der Menschheit schien gekommen zu sein.

Ein unerwartetes Ende

Mit Grauen sahen die Überlebenden, wie die Kampfmaschinen begannen, die toten Körper der Menschen zu zerfetzen und aufzufressen. Vor Schrecken und Entsetzen, verloren sie alle ihre Kräfte und den letzten Rest ihres Überlebenswillens. Die, die noch lebten, verbargen sich in den Kellern der leerstehenden Häusern. Ihre Chancen, zu überleben, waren nicht sehr groß, denn als Nahrung hatte sie nur das, was die Menschen in den verlassenen Häusern gefunden hatten. Überall standen die metallenen Kampfmaschinen umher. Niemand hatte auch nur eine Chance sich ungesehen in eines der Nachbarhäuser zu schleichen, denn wer gesehen wurde, auf den wurde ein tödlicher Feuerstrahl abgeschossen. Überall in den Kellern saßen regungslos die verängstigten Flüchtlinge. Wenn die Kampfmaschinen am Haus vorbeistapften, erzitterten alle Wände. Die Marsmenschen hatten nun begonnen, in den Hausruinen, nach geflohenen Menschen zu suchen. Dazu drückten die Kriegsmaschinen mühelos die Wände der Häuser ein und die Maschinen suchten in den Trümmern nach Menschen. Die Unglücklichen, die gefunden wurden, wurden sofort von den monströsen Maschinen gepackt und aufgefressen.

Wenn es dunkel wurde, hockten sich die Maschinen hin, senkten ihre Beine ab und saßen das, als ob sie schliefen. Wenigsten kehrte in der Nacht so Ruhe ein. Jetzt erst wagten es die unglücklichen Flüchtlinge, in den Häusern nach Nahrung zu suchen. Nur mussten sie vor Anbruch der Morgendämmerung wieder ein geeignetes Versteck gefunden haben. Jetzt begannen die Maschinen wieder erneut die Häuser aufzubrechen, um nach weiteren Menschen zu suchen. Doch am nächsten Tag blieb alles unerwartet ruhig. Keine stampfenden Schritte der Kampfmaschinen verängstigten die Flüchtlinge in den Kellern. Keine umstürzenden Mauern erschreckten sie. Es war ruhig wie an einem Sonntag morgen. Es blieb den ganzen Tag so ruhig. Als es auch am folgenden Tag so blieb, wagten sich die mutigsten Burschen hinaus um nachzusehen, was geschehen war. In den Gärten hockten einige der Terrormaschinen herum und regten sich nicht. Auf ihnen saßen etliche schwarze Vögel und zerrten aus den Kampfmaschinen das Fleisch das von den Marsmenschen stammte. Überall lagen die Trümmer der dreibeinigen Kampfmaschinen herum. Nirgendwo ließ sich ein Marsmensch blicken.

Das Ende

Nun war es klar: Die Marsmenschen waren allesamt tot. Als sie begonnen hatten, die Erdlinge aufzufressen, wurden sie von verschiedenen Krankheitskeimen befallen, gegen die sie keine Abwehrkräfte hatten. Gegen die irdischen Krankheitskeime hatten sie keinen Schutz. Selbst an den leichtesten Krankheiten gingen sie jämmerlich zu Grunde. Aus den Kellern der Hausruinen kamen viele ungläubige Menschen heraus und als sie die vielen umgestürzten Kriegsmaschinen und die toten Krieger vom Mars sahen, fassten sie neuen Mut und tanzten auf den Trümmern der Marsarmee. Der Alptraum hatte ein völlig unerwartetes Ende gefunden.

Bleibt noch nachzutragen - 1938 machte ein amerikanischer Rundfunksender zu Halloween eine Reportage aus dieser Geschichte. Viele Menschen glaubten tatsächlich, dass nun das Ende der Welt gekommen sei. Außerdem wurde die Geschichte mehrfach verfilmt.

2010 © Alexander von Behaim-Schwartzbach