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Schneeball-Erde

Ursprünglich drohte der Erde vor 600 Millionen Jahren das gleiche Schicksal, wie der Venus. Ein Treibhausklima hatte die Venus auf 530°C aufgeheizt. Fast wäre auf der Erde ähnliches geschehen, doch es sollte alles völlig anders kommen. Durch den Vulkanismus auf der Erde war zuviel Kohlenstoffdioxid CO2 in die Atmosphäre gelangt. Dadurch entstand ein Treibhausklima. Das Sonnenlicht konnte zwar ungehindert einstrahlen. Wenn kurzwellige Lichtstrahlen auf die Erdoberfläche auftreffen, verwandeln sie sich zu langwelligen Wärmestrahlen. Die überschüssige Wärme wird normalerweise wieder in den Weltraum abgestrahlt. Ein erhöhter CO2 Anteil in der Atmosphäre wirkt jedoch wie eine Falle, die Wärme kam zwar hinein, aber nicht mehr hinaus. Jeder kennt den Effekt eine in der Sonne geparkten Autos. Unaufhaltsam begann sich die Temperatur auf der Erde zu erhöhen. Dadurch verdunstete das Wasser in den Meeren. Es müssen damals Bedingungen auf der Erde geherrscht haben, wie in einer Sauna. Durch die Hitze steigen wassergesättigte Luftmassen in die Höhe, es trat eine Wasserdampf Übersättigung ein und viele Wolken entstanden, und bald war die Erde von einer dichten Wolkendecke umhüllt. Die Folge waren heftige Regenfälle, die ca. 40 000 Jahre lang dauerten. Durch den Dauerregen wurde der CO2-Gehalt in der Atmosphäre - das Treibhausgas - ausgewaschen. Geologen nennen diese Zeit das Präkambrische Pluvial, also die vorkambrische Regenzeit. Mit dem Wasserkreislauf ist ein großer Energietransport verbunden. Es bildeten sich in den Meeren Karbonatsedimente, in denen das überschüssige Treibhausgas gebunden ist.

Schneeball Erde

Mit dem Verschwinden von CO2 aus der Atmosphäre wurde der Treibhauseffekt immer geringer, bis die Temperatur schließlich umkippte und alles gefror. Eine globale Eiszeit entstand und verwandelte unseren Planeten zu einem Schneeball. Wer hätte das gedacht: Der Treibhauseffekt führte zu einer Eiszeit. Die weiße Oberfläche reflektierte das Sonnenlicht wieder zurück ins Weltall. Die Erde schien jetzt eine Gefangene des Eises für ewige Zeiten zu sein. Doch wie wir wissen, hatte die Geschichte ein Happy End.

Vulkane schweißten sich durch die Eisschicht und ließen den CO2-Gehalt in der Atmosphäre wieder ansteigen. Ascheregen verschmutzten noch dazu den Schnee. Das Weiß des Eises wurde dunkelgrau. Das Rückstrahlvermögen (Albedo) wurde kleiner und deshalb wurde weniger Sonnenlicht zurück in den Weltraum reflektiert: die Erde begann sich wieder aufzuwärmen. In wenigen Jahren schmolz das Eis weg. Auch Treibhauseffekte können Eiszeiten auslösen. Da wir gegenwärtig bedenkenlos unsere Atmosphäre mit Treibhausgasen verändern, droht uns ein selbstgemachtes Treibhausklima, welches auch eine Eiszeit auslösen könnte. Eine neue Eiszeit würde Europa, Asien und Kanada unbewohnbar machen. Wir hätten die gleichen Verhältnisse wie in Sibirien. Das Thermometer würde im Winter in Mitteleuropa auf -50°C fallen. Um zu überleben müssten wir nach Süden hin ausweichen. Nun wären wir Ökoflüchtlinge.

Wissen kompakt

  • Die Schneeball-Theorie: In den 60er Jahren des 20. Jh. stellte ein britischer Naturwissenschaftler die These einer zum Eisball gefrorenen Erde auf.
  • Vor 600 Millionen Jahren sei die Erde rund 10 Millionen Jahre lang völlig gefroren gewesen. Beleg für die Schneeball-Theorie waren Gletscherablagerungen, die man auf allen Kontinenten fand und die alle gleich alt waren. Fallsteine sind tonnenschwere Findlinge, die nur von Eismassen transportiert werden können.
  • Auf der Karte sind alle bereits entdeckten Fallsteine aufgelistet. Da sie auf der ganzen Welt zu finden sind, kann man davon ausgehen, dass vor rund 600 Millionen Jahren die Erde von einem kilometerdicken Eispanzer bedeckt gewesen sein muss.
    Gletscherablagerungen
  • Kritik an der Schneeball-Theorie: Der Biologe Guy Narbonne zweifelte an der Richtigkeit der Theorie. Er begründete seine Zweifel damit, dass bei einem kilometerdicken Eispanzer das Plankton im Wasser nicht genügend Licht für die Photosynthese gehabt hätte.
  • Einige Geowissenschaftler vermuten die Kontinentaldrift als Grund der Vereisung. Vor 600 Millionen Jahren drifteten alle Kontinente in die Polargebiete und drifteten anschließend wieder zurück.
  • Professor Kirshvink vom California Institute of Technology in Pasadena unterstützte zunächst die Kontinentaldrift-These. Mit eine Magnetfeldtheorie versuchte er zu beweisen, dass die Fallsteine in den Polargebieten entstanden waren.. Doch das Ergebnis der Untersuchung zeigte, dass die Findlinge in den vereisten Tropen entstanden waren.

© 2010 Alexander von Behaim Schwartzbach