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Der grüsam Donnerschlag von Ensisheim

Ensisheim

Tausend vierhundert neunzig zwey hört man allhier ein gross Geschrey
Dass zunächst draussen vor der Stadt den siebenten Wintermonath
Ein großer Stein bey hellem Tag gefallen mit einem Donnerschlag
An Gewicht dritthalb Centner schwer von Eisenfarb bringt man ihn her
Mit stattlicher Prozession sehr viel schlug man mit Gewalt davon.

Es war am Mittag des 7. November 1492, als ein Steinmeteor mit einem gewaltigen Knall in ein Weizenfeld zwischen Ensisheim und Battenheim im Elsass stürzte. Der Meteorit lag in einem frisch geschlagenen "Krater von einer halben Mannslänge" Tiefe. Der Stein wurde von mehren kräftigen Männern wieder an die Oberfläche geholt. Doch bevor das Objekt in einer feierlichen Prozession mit einem Ochsengespann in die Stadt brachten, schlugen sich die Männer schnell noch einige Stücke von dem kosmischen Brocken als Souvenir ab.

Meteorit

Den Meteoriten kann man in Ensisheim besichtigenKaiser Maximilian I., weilte just an diesem Tag in Ensisheim. Er wollte gerade seinem Schwiegersohn Karl VIII., dem französischen König, gehörig die Leviten lesen. Da er im Meteoritenfall ein günstiges Zeichen für seine Sache sah, kam ihm dieser Zufall sehr gelegen. Er haute sich auch gleich zwei Stücke heraus. Drei Jahrhunderte später soll sich Herr von Goethe aus Weimar auch heimlich bedient haben. Heute ist daher nur noch knapp die Hälfte von der ursprünglichen Größe übrig geblieben. Diese Reste des Meteors kann man im Ensisheimer "Palais de la Régence", im Regentenpalast, bewundern. Von nur fünf der abgeschlagenen Stücken weiß man, wo sie sich befinden. Der größte Brocken liegt im Naturhistorischen Museum in Paris.

Zu Beginn des Jahres, am 8. März 2002, schrammte ein 100 Meter großer Asteroid knapp an der Erde vorbei. Asteroiden, die der Erde gefährlich nah kommen, nennt man Erdbahnkreuzer. Ein Asteroid dieser Größe stellt für die Menschen eine Gefahr dar. Vor wenigen Jahren Kreuzte ein großer Asteroid die Erdbahn. Beruhigend an der Sache war, dass der Erdbahnkreuzer erst vier Tage später bemerkt wurde, als er an der Erde schon längst vorbei geflogen und die Gefahr vorüber war. Der kosmische Brocken hatte gerade die Sonne umrundet und war deshalb unbemerkt geblieben. Für Objekte, die aus der Richtung Sonne kommen, sind die Astronomen blind. Am 15.2.2013 fiel ein derartiger Meteorit in der Größe eines Wohnhauses über Tscheljabinsk herunter. Die Explosion dieses Objektes in etwa 30 km Höhe (Eintrittsgeschwindigkeit 19 km/s, geschätzte Energie 500 Kilotonnen TNT) und die damit verbundene Druckwelle richteten erheblichen Sachschaden und Personenschaden an. Der letzte große kosmische Treffer war 1908, als ein Meteor an der Steinigen Tunguska über Sibirien abstürzte und 2000 Quadratkilometer Wald vernichtete. Doch Ereignisse dieser Größe sind sehr selten. Die Chancen, dass wir in den nächsten 100 Jahren einen Treffer abbekommen, sind zwar klein, aber nicht ausgeschlossen.

Wissen kompakt

Der Meteorit von Ensisheim

  • Am 7. November 1492 schlug bei Ensisheim ein Steinmeteorit ein, der ein Gewicht von 127 kg hatte. Es handelt sich um einen gewöhnlichen Chondriten.
  • Leider wurden von ihm viele Stücke abgeschlagen, die sich heute in der ganzen Welt befinden. Der Donnerstein von Ensisheim wird heute im Palais de Regence in Ensisheim aufbewahrt und kann dort besichtigt werden. Die Bruderschaft der Gardiens de la Meteorite d'Ensisheim betrachtet sich als Bewahrer des inzwischen nur noch 55,750 Kilogramm schweren Meteoriten.
  • An dem Tag, an dem der Meteor nieder ging, weilte Kaiser Maximilian I. gerade in Ensisheim. Er wollte die Rückgabe seiner verschmähten Tochter und ihrer burgundischen Mitgift vom Französischen Kaiser Karl VIII. erzwingen. Im Frieden von Senlis vom 23.Mai 1493 gab Karl VIII zwar die bisher zurückgehaltene Margarete, die French Comte und das Artois heraus, behielt aber die für die Staatseinheit wichtigen Herzogtümer Bourgogne und Bretagne.

Die Entdeckung des Asteroidengürtels

Asteroidengürtel

  • Die gefährlichen Meteoriten kommen aus dem Asteroidengürtel
  • Zwischen Mars und Jupiter befindet sich der Asteroidengürtel, aus dem die gefährlichen Brocken stammen, die uns ständig bedrohen. Ihre Gesamtmasse wird auf etwa 10 Millionen geschätzt; das ist aber nur 0,2% der Erdmasse.
  • Am Abend des 1. Januar 1801 beobachtete der italienische Astronom Piazzi das Sternbild Stier. Dabei entdeckte er einen Stern, der noch auf keiner Sternenkarte eingetragen war. In den folgenden Nächten beobachtete er den Lichtpunkt und fand heraus, dass dieser sich bewegte. Piazzi glaubte einen anfliegenden Kometen entdeckt zu haben und unterrichtete den Berliner Astronomen Johann Elert Bode in einem Brief von seinem Fund. Da der Brief aber zu lange unterwegs war, konnte Bode das geheimnisvolle Objekt nicht mehr finden.
  • Der geniale junge Mathematiker Karl Friedrich Gauß entwickelte einen Algorithmus, der es ermöglichte, die Bahn eines Himmelskörpers zu berechnen. Dadurch konnte die neue Position des Planetoiden neu berechnet werden - was die Entdeckung des Asteroidengürtels ermöglichte.

2014 © Alexander von Behaim-Schwartzbach